Hinter den Kulissen

Neues Tragseil für die Gotschnabahn

Heute ist es so weit: Die Gotschnabahn erhält ein neues Tragseil, welches Stück für Stück zum Gotschnaboden auf 2.293 m ü. M. hochgezogen wird. Das Ziehen und die Befestigung des 40 Tonnen schweren Seiles sind spektakuläre Arbeiten, die bis zu 85 Meter über dem Boden stattfinden. Lest gleich weiter, um die Arbeiten rund um den Seilwechsel mitzuverfolgen!

Davos Klosters Mountains Logo im blauen rundem Button | © Davos Klosters Mountains
Davos Klosters Mountains
07.06.2023
Stück für Stück wird das Seil von Klosters nach Gotschnaboden gezogen. | © Davos Klosters Mountains

Seilzug Gotschnabahn

Alt zieht neu – der Weg von Klosters auf den Gotschnaboden

Auf einer "Bobine" aufgewickelt, steht es an der Talstation Gotschna in Klosters. Das neue Tragseil für die Gotschnabahn. Der grösste Teil des Seils wurde schon abgewickelt und befindet sich auf dem Weg auf den Berg. Das alte Seil wurde dafür mit dem neuen Seil mit einer sogenannten Königsmuffe verbunden und zieht dieses nun nach oben. Damit der schwere Strang auf dem Weg auf den Berg nicht an den Boden hängt, ist es in regelmässigen Abständen mit Hilfshüllen an das zweite Tragseil (Tragseil B) angehängt.

«Die Arbeiten rund um den Seilzug mit Vor- und Nachbereitung sind sehr zeitintensiv und dauern etwa einen Monat. Zuerst mussten wir die 44 Tonnen schwere Bobine mit dem gelieferten Seil bei der Talstation in Klosters sicher befestigen. Danach konnte der Seilzug starten, der selbst nur drei Tage dauert.», erzählt Tschibi (Andrea Margadant), der Technische Leiter von Gotschna.

Das neue Tragseil wird von der Bobine an der Talstation in Klosters abgewickelt und zum Gotschnaboden gezogen.  | © Davos Klosters Mountains
Die Bobine mit dem Tragseil für die Seilbahn steht an der Talstation Gotschna. | © Davos Klosters Mountains
Das neue Tragseil für die Gotschnabahn wird auf den Berg gezogen.  | © Davos Klosters Mountains
Blick auf die beiden Tragseile und das dünnere Zugseil der Gotschnabahn.  | © Davos Klosters Mountains

Melken eines Seiles

Etwa 513 Höhenmeter weiter oben, kurz vor der Bergstation Gotschnaboden, treffen wir auf das andere Ende des neues Seiles. Die Königsmuffe, die das alte mit dem neuen verbindet, ist gut ersichtlich. Schon seit drei Tagen wird das 2.180 Meter lange Seil hochgezogen. Nun fehlen nur noch wenige Meter, bis dieses die Bergstation erreicht.

Das stückweise Hochziehen wird auch melken genannt. Die sogenannte Melkmaschine ist ein kleiner Wagen, der am Seil A befestigt ist. Zwei Arbeiter hangeln sich nach der Znünipause gerade zurück auf den Wagen. Dort oben, 55 Meter über dem Boden, ist ihr Arbeitsort und sie sind dafür gut gesichert. Mit der Melkmaschine fahren sie bis zur letzten Stütze, befestigen dort das Seil mit einer Klemme und ziehen dieses ein Stück hoch. Ganze 28-mal fährt der Wagen über mehrere Tage hin und her, bis das Seil die Bergstation erreicht. Die Arbeit braucht viel Zeit, denn das schwere Seil darf zu keinem Moment losgelassen werden. Pro Meter wiegt das Stahlseil 18,1 Kilogramm.

Zwei Arbeiter klettern auf dem Tragseil zur sogenannten Melkmaschine. | © Davos Klosters Mountains
Der Arbeiter steht auf der sogenannten Meklmaschine mit welcher das Seil schrittweise auf den Berg gezogen wird. | © Davos Klosters Mountains

Aufhängen über den Boller

200 Meter Reserve

So kurz vor dem Ziel sind die Arbeiten rund um den Seilwechsel noch lange nicht abgeschlossen. Das neue Seil wird bei der Bergstation über eine grosse Rolle, den sogenannten Boller gezogen und dort fixiert. Für diesen letzten Zug wird ein neun Tonnen schwerer Flaschenzug eingesetzt. Auf der riesigen Rolle befinden sich 200 Meter Reserve-Seil. Diese Reserve wird alle 12 Jahre gebraucht, wenn das Seil 20 Meter talwärts verschoben wird. Dadurch können stärker belastete Stellen bei den Satteln der Stützen kontrolliert und entlastet werden. Diese zusätzliche Arbeit wird dieses Frühjahr an den drei anderen Tragseilen durchgeführt und bis zur Sommersaison abgeschlossen. Im Einsatz für den Seilzug und andere Revisionen sind Mitarbeitende der Davos Klosters Mountains und der Firma Inauen-Schätti AG.

Arbeiter mit Helm stehen für ein Gruppenfoto in der Bergstation der Gotschnabahn zusammen.  | © Davos Klosters Mountains
Die Mehrheit der Arbeiten erledigen wir mit der Hilfe von Maschinen. Wir haben es mit so enormen Gewichten zu tun, da machen wir von Hand nicht mehr viel.

Abtransport des alten Seiles

Nach 36 Jahren zurück auf den Boden

Wir folgen dem Seil bei der Bergstation weiter und gelangen hinter das Stationsgebäude. Dort wird das alte Seil von der anderen Seite zu Rollen aufgewickelt und mit einem Brennschneider abgetrennt. Die portionierten Rollen von drei Tonnen liegen für den Abtransport bereit. Auf einem Lastwagen gelangt das alte Seil Rolle für Rolle über das holprige Gelände zurück ins Tal, wo es entsorgt wird. Früher als gedacht muss das Seil nach 36 Jahren seinen Platz freigeben. Normalerweise hat ein Tragseil dieser Art eine Lebensdauer von 70 bis 80 Jahre. Aufgrund des entdeckten Schadens am 3. März dieses Jahres musste jedoch der Betrieb der Gotschnabahn sofort eingestellt werden. Das Tragseil konnte nicht mehr repariert werden, weshalb bei der Firma Fatzer ein neues Tragseil in Auftrag gegeben wurde.

Blick über das Seil aus Stahl, welches zur Stütze führt.  | © Davos Klosters Mountains
Über den Boler an der Bergstation ist das alte Tragseil aufgewickelt.  | © Davos Klosters Mountains
An der Bergstation Gotschnaboden wird das Tragseil hinter dem Boler befestigt.  | © Davos Klosters Mountains

Das neue Seil

Seilproduktion in der Firma Fatzer

Über 40 Tonnen Stahl hat die Firma «Fatzer AG» mit Sitz in Romanshorn zu einem Vollverschlossenen Spiralseil (VVS) verarbeitet, welches nun bei der Gotschnabahn zum Einsatz kommt. Über fünf Tage waren die Maschinen täglich bis zu 16 Stunden im Betrieb. Folge Arbeitsschritte fielen im Zuge dessen an:

Kern aus Runddrähten

Aus 3.1 mm dicken Runddrähten entsteht der Herzdraht des Vollverschlossenes Spiralseils (VVS). Dafür werden die Drähte auf einer Maschine eingespannt und in vier Lagen zu einem Seil gedreht.

Z-Profildrähte für eine glatte Oberfläche

Auf den inneren Kern aus Runddrähten folgen zwei Lagen Z-Profildrähte. Diese verhaken sich ineinander und bilden eine geschlossene Seiloberfläche. Für Tragseile werden immer Vollverschlossene Spiralseile (VVS) verwendet, weil diese aufgrund ihrer Dicke und der glatten Oberfläche eine ruhige und sichere Fahrt der Kabine garantieren.

Reissprüfung bestanden

Das 57 mm dicke Tragseil wird im letzten Schritt im Rahmen einer Reissprüfung getestet. 3.380 KiloNewton Zug muss es mindestens aushalten, um den Test zu bestehen. Dabei entspricht ein KiloNewton etwa der Gewichtskraft einer Masse von 100 Kilogramm. Sobald es den Sicherheitsanforderungen entspricht, wird es für den Transport auf eine Bobine aufgewickelt.

Aufgespannt!

85 Tonnen Gewicht spannen das Seil

Bevor die Gotschnabahn wieder fährt, wird als letzte Arbeit das Seil gespannt. Dafür wird an den unteren Enden der beiden Tragseile mit einem Verbindungsstück ein Spanngewicht von 170 Tonnen befestigt. Je nach Spannung der beiden Seile hängt dieses Spanngewicht aus Beton etwas höher oder tiefer. Danach wird die zweite Kabine der Luftseilbahn wieder eingehängt. Die rote Kabine mit dem Namen des englischen Königs fährt auf zwei Tragseilen und wird von einem Zugseil gezogen. Nach der letzten Sicherheitskontrolle der externen «Firma IWM», kann die Gotschnabahn wieder in Betrieb gehen. Die Sommersaison auf Parsenn Klosters kann starten!

Wir freuen uns auf Euren Besuch im Gebiet Parsenn Klosters diesen Sommer. Egal, ob Ihr gerne auf dem Mountainbike unterwegs seid, einen Gipfel besteigt oder den Bergfrühling auf dem Panoramaweg geniesst – die Gotschnabahn bringt Euch sicher und schnell von Klosters auf den Berg auf 2.285 Metern über Meer.  

Eure Davos Klosters Mountains